Wer hat Linux erfunden, wer ist sein Gründer und wie entstand die erste grafische Oberfläche?
1. Die Geburt von Linux: Linus Torvalds und der Beginn der Revolution (1991)
Linux, wie wir es heute kennen, entstand im Jahr 1991, als der damals 21-jährige finnische Student Linus Benedict Torvalds sein eigenes Betriebssystem als Alternative zu MINIX entwickelte – einem Lehrsystem, das auf Unix basierte und an Universitäten verwendet wurde. Linus war mit den Einschränkungen von MINIX unzufrieden und wollte etwas Freieres und Leistungsfähigeres schaffen.
Im August 1991 schrieb er einen berühmten Beitrag in der Newsgroup comp.os.minix, in dem er ankündigte, an einem frei verfügbaren Betriebssystem zu arbeiten:
„Hallo zusammen, ich entwickle ein (freies) Betriebssystem (nur zum Spaß), es wird nichts Großes oder Professionelles wie GNU…“
Dieses neue System nannte er Linux – eine Kombination aus seinem Namen Linus und Unix.
Die erste Version des Linux-Kernels (Version 0.01) wurde am 17. September 1991 veröffentlicht und enthielt nur grundlegende Funktionen. Bald darauf begann eine weltweite Community von Entwicklern, sich am Projekt zu beteiligen.
2. GNU und die Rolle von Richard Stallman
Um die ganze Geschichte zu verstehen, müssen wir auch Richard Stallman erwähnen, den Gründer des GNU-Projekts im Jahr 1983. Ziel von GNU war es, ein vollständig freies Betriebssystem zu schaffen. Das Projekt hatte fast alle notwendigen Komponenten – Compiler, Bibliotheken, Shell – aber es fehlte ein Kernel.
Als Linus seinen Kernel entwickelte, begannen die GNU-Entwickler, ihn mit ihrer Software zu kombinieren – so entstand das erste voll funktionsfähige freie Betriebssystem.
Technisch gesehen ist es also korrekt, von GNU/Linux zu sprechen, aber die meisten Menschen sagen einfach „Linux“.
3. Die Entstehung der ersten grafischen Oberfläche in Linux
Anfangs war Linux rein textbasiert, also auf die Kommandozeile angewiesen. Benutzer arbeiteten über das Terminal – ähnlich wie unter Unix. Für normale Anwender war es jedoch notwendig, eine grafische Oberfläche zu schaffen, mit Maussteuerung, Fenstern und Symbolen – ähnlich wie bei Windows oder macOS.
X Window System (X11) – die Basis der Grafik
Die erste echte grafische Umgebung für Unix-Systeme – und später auch für Linux – war das X Window System, auch bekannt als X11. Es wurde 1984 am MIT entwickelt und Version 11 (X11) wurde ab 1987 zum Standard.
Linux nutzte X11 kurz nach seiner Entstehung, was die Entwicklung der ersten Desktop-Umgebungen ermöglichte.
4. Die ersten Desktop-Umgebungen für Linux
Sobald X11 die grafische Darstellung ermöglichte, begannen Entwickler damit, vollständige Desktop-Umgebungen zu schaffen – mit Panels, Dateimanagern, Menüs und weiteren Elementen.
FVWM und die ersten Versuche (Anfang der 90er)
Einer der ersten leichtgewichtigen „Window Manager“ war FVWM (F Virtual Window Manager), der um 1993 sehr beliebt war. Er bot eine einfache Benutzeroberfläche und geringe Systemanforderungen.
KDE – K Desktop Environment (1996)
Eine der ersten professionell wirkenden Umgebungen war KDE, deren Entwicklung 1996 begann. Der Gründer Matthias Ettrich wollte eine einheitliche und benutzerfreundliche Umgebung für Linux schaffen. KDE basierte auf den Qt-Bibliotheken und brachte Funktionen wie Panels, Startmenüs und Fensterverwaltung mit.
Die erste Version von KDE wurde am 12. Juli 1998 veröffentlicht.
GNOME – GNU Network Object Model Environment (1997)
Aufgrund von Lizenzproblemen mit den Qt-Bibliotheken entstand 1997 das Projekt GNOME, das auf freien GTK+-Bibliotheken basierte. Gegründet wurde es von Miguel de Icaza und Federico Mena. Ziel von GNOME war es, völlig frei, flexibel und modular zu sein.
Die erste stabile Version von GNOME erschien 1999.
5. Wichtige Meilensteine im Überblick
Jahr | Ereignis |
---|---|
1983 | Richard Stallman gründet das GNU-Projekt |
1984 | Das X Window System wird am MIT entwickelt |
1991 | Linus Torvalds veröffentlicht die erste Linux-Version (0.01) |
1993 | Linux beginnt mit der Nutzung von X11 und Window-Managern (z. B. FVWM) |
1996 | Start des KDE-Projekts |
1997 | Start des GNOME-Projekts |
1998 | Erste Version von KDE wird veröffentlicht |
1999 | Erste stabile Version von GNOME erscheint |
6. Heutiger Stand
Heute gibt es viele Desktop-Umgebungen für Linux, darunter KDE Plasma, GNOME, Xfce, Cinnamon, Mate, LXQt und andere. Jede hat ihre eigenen Vorteile, Philosophie und Benutzeroberfläche.
Dank der Community, der offenen Entwicklung und der Flexibilität ist Linux heute die Grundlage für viele Systeme: von Servern über Desktops bis hin zu Smartphones (z. B. Android).
Linux ist das Ergebnis der Zusammenarbeit Tausender Menschen, aber seine Geschichte begann mit einem Studenten – Linus Torvalds. Durch seine Arbeit und die Pionierarbeit von Persönlichkeiten wie Richard Stallman oder Matthias Ettrich wurde Linux zu einem der einflussreichsten Betriebssysteme der Geschichte.
Was ist eine Linux-Distribution?
und
Was enthält eine Distribution?
Eine Linux-Distribution (oft einfach „Distro“ genannt) ist ein vollständiges Betriebssystem, das auf dem Linux-Kernel basiert. Der Kernel ist das Herzstück jedes Systems – er vermittelt zwischen Hardware und Software. Doch ein Kernel allein reicht nicht aus. Deshalb gibt es Distributionen, die den Kernel mit allem Nötigen für den täglichen Gebrauch ergänzen – z. B. Benutzeroberfläche, Treiber, Paketmanager, Sicherheitstools oder Anwendungen.
Eine typische Linux-Distribution enthält:
- Den Linux-Kernel – das Fundament des Systems.
- Einen Paketmanager – zum Installieren und Verwalten von Software (z. B. APT, DNF, Pacman).
- Eine Benutzeroberfläche – z. B. GNOME, KDE, XFCE, die das Aussehen und die Bedienung bestimmt.
- Basissoftware – Webbrowser, Dateimanager, Texteditor usw.
- Verwaltung von Benutzern, Netzwerk, Updates, Sicherheit…
Warum gibt es so viele Distributionen?
Linux ist ein Open-Source-System – jeder kann es anpassen. Daher sind Hunderte verschiedene Distributionen entstanden. Jede hat ihren eigenen Fokus:
- Einige richten sich an Anfänger (z. B. Ubuntu, Linux Mint).
- Andere legen Wert auf Stabilität und Servereinsatz (z. B. Debian, CentOS, Rocky Linux).
- Wieder andere bieten maximale Anpassung und Leistung (z. B. Arch Linux, Gentoo).
- Und es gibt Spezialdistros für Hacker, alte Rechner, Entwickler oder Schulen.
Worin unterscheiden sie sich?
Distributionen unterscheiden sich hauptsächlich durch:
- Den Paketmanager (z. B. APT vs DNF vs Pacman).
- Die Desktop-Umgebung (einige ähneln Windows, andere macOS).
- Update-Frequenz – konservativ (Debian) vs. immer aktuell (Arch, Fedora).
- Verwendungszweck – Desktop, Server, Entwicklung, Sicherheit usw.